Heute nehme ich euch mit auf die Spuren der ersten Nanga-Parbat-Expeditionen! Der Nanga Parbat ist ein sehr schwierig zu besteigender Berg und schon viele Abenteurer mussten hier ihr Leben lassen. In den 30er Jahren gab es ganze fünf gescheiterte Expeditionen und namenhafte Bergsteigerlegenden, wie Willy Merkel und Alfred Drexel ließen dort ihr Leben.
Danach versuchte man erst wieder 1953 über diese Route aufzusteigen und schließlich gelang es dem Tiroler Hermann Buhl in einem unglaublichen 42-stündigen Alleingang den Gipfel zu erstürmen und wieder lebend zurückzukommen.
Auch wir begaben uns auf ihre Spuren. Die insgesamt 66 verunglückten Bergsteiger und der Name „Killermountain“ waren uns jedoch eine deutliche Warnung und wir blieben lieber im Basecamp der ersten Naga Parbat Expeditionen, welches auf einer wunderschönen blühenden Wiese und vom beachtlichen Raikot-Gletscher und natürlich dem riesigen Bergmassiv selbst umrahmt wird!
Vorweg
Die Tour zum Basecamp der ersten Nanga Parbat Expeditionen muss auf drei Tage verteilt werden. Am ersten Tag gelangst du von der Raikot Brücke zu den Fary Meadows. Dort kannst du eine Nacht im Zelt oder in einer Unterkunft dort verbringen. Am nächsten Tag wandert man mit einem Begleitschutz zum Basecamp der ersten Nanga Parbat Expeditionen. Falls du früh aufbrichts und gut zu Fuß bist, kannst du noch am selben Tag zurück (8-9 Stunden insgesamt nach Jhel) oder du verbringst noch einen Tag auf den Fary Meadows und kehrst am nächsten Tag zurück.
Raikot Brücke
An der Raikot Brücke fahren Jeeps einen 1300 m hohen Trek hinauf nach Jhel. Die Jeepfahrer sind leider mafia-ähnlich organisiert und selbst die Polizei scheint mitzumachen. Sie wollten uns partu nicht mit pakistanischen Touristen mitfahren lassen und auch ein Polizist sollte natürlich nur zu unserer Sicherheit mitkommen! Als wir uns dann nach zwei Stunden warten doch entschlossen zu zweit einen Jeep für teure 7500 Rupien für Hin- und Rückfahrt zu mieten, ging es auf einmal ohne Polizisten 🙁 .
Also falls ihr euch nicht über den Tisch ziehen lassen wollt, schaut dass ihr am besten schon in Islamabad oder spätestens in Gilgit eine Vierergruppe an ausländischen Touristen zusammenbekommt. Ihr könntet auch versuchen Einheimische Kleidung zu tragen, pakistanische Touristen vorher abzufangen und diese dann die Verhandlungen übernehmen zu lassen, damit euch keiner als ausländische Touristen erkennt. Der Aufstieg zu Fuß wäre völlig lebensmüde, da es unterwegs keine Trinkwasserquelle gibt und die Sonne in der baumlosen Felsgegend mit weit über 30 Grad auf eure Köpfe knallen wird!
Bevor man aufbricht muss man sich natürlich wieder einmal registrieren lassen!
Die verrückteste Straße die ich je gesehen habe!
Die Auffahrt mit dem Jeep ist meiner Meinung nach nicht weniger lebensmüde! Die Piste ist nicht befestigt und nur so übersät mit Schlaglöchern. Ich wunderte mich, wie die robusten Jeeps es überhaupt auf diesen schmalen Fahrstreifen vorwärts kommen ohne ein Rad zu verlieren!
Aber dass die Pakistaner erfinderisch sind und auf die verrücktesten Ideen kommen, waren wir ja bereits gewohnt. Brenzlig wurde es nur immer, wenn uns ein anderer Jeep entgegenkam. Dann musste unsere Fahrer so nah an den Abgrund fahren, dass ich schon glaubte mein letztes Stündchen hätte geschlagen.
Das mag sich jetzt zwar für dich nach einer ziemlichen Horrorfahrt anhören, aber wir hatten einen richtig guten Chauffeur, der keinesfalls waghalsig fuhr und bei dem wir uns sicher fühlten. Ein kleinwenig Nervenkitzel gehört schließlich auch dazu und die Aussicht war, das muss ich zugeben mehr als atemberaubend!
Jehl
Nach 2 Stunden Fahrt in Jehl angekommen gibt es wieder eine kleine Polzeistation. Es ist eine Holzhütte. Wieder lässt man sich registieren und wir bekamen einen Polizeimann abgestellt der uns auf der weiteren Wanderung schützen soll. Diese kommen manchmal mehr, manchmal weniger ihrer Aufgabe nach. So laufen sie manchmal einfach weiter oder bleiben zurück. Der Weg ist ziemlich populär auch bei den Touristen, die vornehmlich aus der Region Punjab kommen. So wurden wir auch hier wieder unzählige Male zum Tee eingeladen und es wurden Selfies gemacht.
Die Märchenwiese
Nach 2-3 Stunden Fußmarsch erreicht man die Märchenwiese (Fary Meadows). Sie ist eigentlich nichts besonnderes ein Feld grüner Wiese ähnlich einem Golfrasen. Nach dem anstrengenden Aufstieg (bedenken wir, dass es damals noch keine Jeeps gab!) war sie für den Leiter der ersten Nanga-Parbat-Expeditionen Willy Merkel so erstaunlich, dass er ihr kurzerhand diesen Namen gab. Auch ist es hier auf fast 4000 Metern schon wesentlich kühler als unten.
Oben angekommen wurden wir schließlich zu dritten Mal registriert.
Übernachtung und leibliches Wohl
Auf den Fary Meadows gibt es viele verschiedene Campingplätze und Hotels. Ein wahres Dorf hat sich dort oben entwickelt und obwohl die Saison schon fast zuende war, tummelten sich noch sehr viele Pakistaner aus den Punjab dort oben. So wurden wir auch hier wieder zum Tee eingeladen und spielten eine Variante des pakistanischen „Mensch ärgere dich nicht“, das mit zwei Würfeln gespielt wird.
Zum Essen gibt es lediglich einfache Gerichte wie Daal und Brata (ein sehr öliges Fladenbrot). Auch Biryani, falls man Glück hat. Zu einem sehr teuren Preis (5oo Rupien) denn alles muss mit Esel hochtransportiert werden.
Aufbruch zum Basecamp der ersten Nanga Parbat Expeditionen
Am nächsten Tag brachen wir früh um 8:00 Uhr zum Basecamp der ersten Nanga Parbat Expeditonen auf. Ein Polizist begleitete uns, welcher sich als nützlicher Führer erwies.
Zunächst ging die Wanderung durch Kiefernwälder einen Bach entlang bis wir in ein weiteres Dorf angelangten. Unser Wachmann machte uns darauf aufmerksam, dass wir hier keine Frauen fotografieren dürfen. An einer kleine Hütte tranken wir zur Stärkung einen Tee, mit Blick auf den Naga Parbat. Der Mann dort erzählte uns viele schaurige Geschichten von kürzlich verunglückten Bergsteigern, die es mit dem Berg aufnehmen wollten. Aufgrund der vielen Toten bekam er auch den Namen „Killermountain“. Erst kürzlich ließ ein Pole dort oben sein leben, kurz bevor er starb konnte er einen Notruf absetzten, sodass seine französische Begleiterin gerettet werden konnte.
Nanga Parbat View Point
Weiter geht es an einem Weg an großen Felsbrocken vorbei. Als nächstes gelangen wir zum Nanga Parbat View Point, dort hatten wir eine grandiose Aussicht auf den Berg, sowie den riesigen Raikot-Gletscher. Für die meisten Touristen aus den Punjab ist hier Schluss, meinte unser Wachmann, ihre Kondition reiche einfach nicht. Sie müssten alle halbe Stunde Pause machen. Mit Deutschen schaffe er den Weg in 3 Stunden, Punjabis würden 5 Stunden brauchen.
Die wahre Märchenwiese
An einen schmalen Grad ginge es nun immer den steilen Hang am sehr beeindruckenden Ranikot-Gletscher entlang.
Schließlich gelangten wir auf eine viel traumhaftere Wiese, als unten im Fary-Meadow-Camp. Anders als unten scheint diese Gegend noch nicht vom Tourismus zerstört nur blühende Sträucher, saftige Wiesen, glückliche Kühe und vor Allem dieses unglaubliche Bergpanorama. Der Faulheit der Punjabis sei dank!
„Hier gebe es mal keinen Müll!“ , sage ich den Polizisten. Immer noch die riesigen Müllberge an der Ranikot Brücke in Erinnerung.
„Ja er merke auch, dass die Europäer mit denen er hierherkommt immer ihren Müll wieder mitnähmen! Das finde er auch wichtig!
Eine letzte Anstrengung dann ist es geschafft!
Noch sind wir nicht am Basecamp der ersten Nanga Parbat Expeditionen angekommen. Ein großer, steiler Hügel der auch mich fast meine letzten Kräfte gekostet hätte, musste noch überwunden werden und schließlich standen wir mitten im Basecamp der ersten Nangar Parbat Expeditionen unter Willy Merkel. Nur kein Campingzelt ist weit und breit zu sehen, denn bestiegen wird der Berg über diese Route schon lange nicht mehr. Sie ist viel zu lang und kraftraubend!
Zu Ehren der verunglückten Bergsteiger befindet sich in der Nähe des Basecamps mehrere Gedenktafeln. Darunter Alfred Drexel der bei der Nanga-Parbat-Expedition 1934 ums Leben kam und Karl Unterkircher, der als letztes versuchte den Berg über diese Route zu besteigen. Erfolglos, er starb am 15.07.2008. Nur Willy Merkel suchte ich vergebens. Was wohl diese Menschen gedacht haben, als sie hierher kamen? Was waren ihre Wünsche und Träume? Und was bewegte sie wohl zu so einer gefährlichen Expedition in eisiger Kälte? Was waren ihre letzten Gedanken?
Wir genießen noch eine ganze Weile die atemberaubende Aussicht auf den Berg und die wunderschöne Stille. So muss müsste eigentlich das Paradies aussehen, geht es mir durch den Kopf…
Wissenswertes
Jeepfahrt: Ab Ranikot-Brücke du solltest früh morgens von Gilgit anreisen, Rückfahrt erfolgt theoretisch mit demselben Jeep, man gibt dem Fahrer einen Zettel auf dem man schreibt wann man abgeholt werden möchte (bei der Hinfahrt sind 5000 Rupien zu zahlen und 2500 bei der Rückfahrt)
Dauer: Fahrt nach Jhel 2 Stunden / Nach Fary Meadows 2 – 3 Stunden Fußmarsch
Fary-Meadow-Campingside: für diejenigen die ein Zelt haben kostet der Stellplatzt 300 Rupien. Nachts wird es kalt, man kann sich auch Schlafsäcke ausleihen (besser selber mitbringen)
Sicherheit: zur Sicherheit sollte das Camp Nachts und alleine nicht verlassen werden.
Nanga-Parbat-Basecamp: Die Wanderung zu Basecamp der ersten Nanga Parbat Expeditionen dauert Hin und zurück 6 Stunden. Im Dorf zwischen Basecamp und Fary Meadows kann man Tee trinken und Essen (Daal und Brata, ein fritiertes Brot) zu sich nehmen.
Du möchtest gerne noch mehr über das Wandern in Pakistan erfahren. „3 Abenteuerliche Wanderungen im Hunzatal“ habe ich in diesem Artikel für dich beschrieben.