Chiniot und seine Havelis
Chiniot ist berühmt für seine Holzmöbel und das herrausragende Schnitzhandwerk. Die Stadt hat eine sehr altes Altstadtzentrum mit vielen Havelis an der man diese Holzkunst bestaunen kann. Die Villen wurden einst von den reichen Händlern Chiniots errichten. Früher lebten dort überwiegend Hindus und der Berghügel „Affenfelsen“ war ihnen heilig. Auch ein ehemaliger Hindutempel ist noch von außen zu bestaunen. Doch mit der Teilung des Landes in Indien und Pakistan mussten die Hindus fliehen und so zogen Muslimische Flüchtlinge ihrerseits aus Indien kommend in die verlassenen Häuser ein und der Hindutempel wurde kurzerhand in eine Schule umfunktioniert.
Havelis
Der Zustand der Häuser in Chiniot ist nicht zu vergleichen mit den so schön restaurierten Bauwerken aus Jaidphur oder Jodphur im indischen Teil Punjabs. Dennoch entwickelt die Stadt seinen ganz eigenen Scharm. Durch dem Verfall nahen Zustand entwickelt sich eine Art Lost-Places-Charakter. Gleichzeitig wohnen immer noch viele Menschen in den Gebäuden, man fragt sich wie angesichts der offensichtlichen Baufälligkeit und die Gebäude sind mit Leben gefüllt. Kinder winken aus den Fenster und lächelnde Menschen begegenten mir auf der Straße.
Omar-Hayat-Palast – ein Lost Place?
Das beeidruckenste dieser Havelis mit Lost-Place-Charakter ist sicher der Omar-Hayat-Palast. Sheik Omar Hayat wurde dereinst von seiner Familie verstoßen, weil er gegen ihren Willen heiratete. So versuchte er sein Glück in Kalkutta und brachte es dort zu großen Wohlstand. Mit der Geburt seines ersten Sohnes, entschloss er sich 1920 schließlich nach Chiniot und seine Havelis zurückzukommen.
So entstand in den Folgejahren dieser Prachtbau! Doch das Gebäude verfiel in den zunehmenst. Teilweise scheint es restauriert worden zu sein, doch die obersten Stockwerke und der Balkon sind noch immer in einen mehr als schlechten Zustand, das Geld ging wohl wie so oft aus oder versickerte an undurchsichtigen Stellen.
Besichtigung:
Man möchte kaum glauben, dass sich im Gebäude noch eine Bilbiothek befindet. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, was mit den Büchern passieren würde, sollte das Gebäude einstürzen. Mutige können auch die Shopbesitzer fragen, diese kennen die Telefonnummer des Bibliothekars und er führt dich dann durch das Gebäude.
Das Innere ist nämlich nicht weniger prächtig. Bunte Glasfenster lassen das Licht in den verschiedensten Farben hereinstrahlen. Jeder Raum folgt einem ganz eigenen Muster, mit eigenen Farben, Deckenvazierungen und Kachelwänden.
Die höheren Stockwerke
Der große Pfauenbalkon und die fasziniernde Schnitzkunst lässt sich nur im 1. Stock so richtig in seiner ganzen Schönheit betrachten. Der Bibliothekar erweist sich dabei als guter Führer, der die vielzähligen Details und die besten Orte für ein Foto zeigen kann.
In den obersten Stockwerken hast du eine wunderbare Aussicht auf die Stadt, sei aber vorsichtig. Es gibt keine Absperrungen, großen Abstand solltest du vom Balkon halten, der ist schon halb am einstürzen. Dafür kann man tolle Fotos machen!
weiter gehts?
Der Bibliothekar wollte mir noch weitere Orte in Chiniot und seine Havelis zeigen und erwies sich als wahrer Türöffner zu versteckten Plätzen, die du selber nicht so einfach finden und betreten solltest, da sie noch bewohnt sind. Außerdem kam noch einer seiner Freunde hinzu, er ist Historiker, hat ein Buch über den Ort geschrieben und konnte mir viele wertvolle Informationen liefern. Am Ende wird der Bibliothekar 1000 Rupien als Dank für seine Mühen verlangen, was wirklich nicht viel ist für einen ganzen Tag mit Verpflegung eingeschlossen. Aber du solltest dir dessen bewusst sein, falls du mit ihm kommen möchtest.
Der „Affenfelsen“
Der Berghügel ist einer von vielen die sich um die Stadt Chiniot und seine Havelis, sowie am Fluss Chenab. Zum „Affenfelsen“ macht ihn, das mit etwas Fantasie gut erkennbare Affengesicht, das sich in einem der Felsvorsprünge abzeichnet. Auch die ehemaligen Hindus erkannten die Tierfigur auf ihren Felsen und nahmen dies zum Anlass einen heiligen Bezirk zu errichten und sich dort zu religiösen Zeremonien einzufinden. Wanderst du über den Felsen wirst du zahlreiche Tonscherben finden, die von der einstigen Bedeutung des Ortes erzählen.
An einer anderen Stelle malten sie die Namen ihrer Götter auf die Felsen. An einer angeblich sogar den Namen Mohammeds. Die Stelle ist grün eingekreist, erkennen konnte ich jedoch nichts.
Am Fuße des Berges befindet sich ein Schrein gerade in Restauration. Dort an der Felswand wurde ein uralter und sehr tiefer Brunnen in den Fels geschlagen.
Saeen-Sukh-Schrein
Ein anderer wunderschöner Schrein neueren Ursprungs inimitten von Chiniot und seinen Havelis ist der Schrein Saeen-Sukh (gestorben 1987). Er befindet sich teilweise immer noch im Bau. Faszinierend ist die bunte Bemalung und die vielen kleinen Spiegelchen, die an die Decken der Schreine angebracht sind und golden Strahlen.
Chenab Hills & Aldin-Bu-Qalander-Schrein
Nahe den Chenab Hills, die eine große Insel im gleichnamigen Fluss bilden, befindet sich der Schrein eines wichtigen Sufiheiligen, welcher auf die Hügel ging um in Einsamkeit zu leben und zu meditieren. Er wurde Aldin Bu Qalander genannt. Viele Menschen besuchen täglich den Schrein und die Hügel, von denen du ebenfalls eine schöne Aussicht auf die Umgebung hast.
Denkmal am Fluss Chenab
Eine ältere, kleinere Brücke unter der auch die Eisenbahn fährt wurde für den Verkehr gesperrt, der nun gleich daneben auf einer neuen Brücke entlangfährt. Folgst du der alten Brücke nach Westen gelangst du an ein kleinens Monument mit wehender Pakistanischen Flagge. Im Krieg mit Indien sollte einst ein Bomber die alte Eisenbahnbrücke zerstören, wurde jedoch zuvor abgeschossen. An diesen Sieg soll das kleine Denkmal in Form einer Fliegerbombe erinnern. Noch heute ist es aus diesem Grund verboten die Brücke zu fotografieren.
Shai-Moschee & Bukhari-Schrein
Weitere sehenswerte Schreine aus der Mogul-Ära sind die Shahi-Moschee (Link) und der Bukhari-Schrein die beide um 1650 errichtet wurden. Leider konnte ich diese aus zeitgründen nicht mehr besichtigen, sie seinen aber vollständigkeitshalber genannt.
Faisalabad
In Faisalabad gibt es bis auf den großen Uhrturm nicht viel zu sehen. Trotzdem sollte man sich
die Zeit nehmen durch die umliegenden Basaren die sternförmig um den Uhrturm liegen hindurchzuschlendern. Faisalabad wird auch als Manchester Pakistans bezeichnet und nirgendwo wird dies deutlicher! Geschäftig wühlen sich Händler durch die Basare und feilschen was das Zeug hält. Von Elektrogeräten bis auf die für Faisalabad so berühmten Textilien es gibt nichts was man hier nicht findet.
Faisalabad ist ein guter Ausgangspunkt für einen Tagesausflug nach Chiniot oder Nankarna. Denn in Chiniot ist es Ausländern nur in wenigen Hotels erlaubt zu übernachten und in Nankarna in gar keinem.
An-/ Abfahrt
Minibusse halten an der Kreuzung zwischen Lahore Road und Sargodha-Faisalabad-Road. Erfreulicherweise sind die Busse immer schnell voll und abfahrbereit.
Übernachtung:
In Chiniot kannst du als Ausländer nur in wenigen Hotels übernachten (Polizeianweisung). Herauszufinden welche das sind kann eine sehr schwierige Aufgabe werden, darum ist es besser von Faisalabad zu kommen.