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Rothas Fort

Rothas Fort

Hallo treue Leser! Leider gelang es mir in letzter Zeit nicht mehr neue Artikel für den Blog zu schreiben. Ich bin immer noch in Pakistan unterwegs und leider war es oft sehr schwierig online zu gehen. Pakistan gefällt mir sehr gut! Dort zu Reisen ist ein echtes Abenteuer und der Kulturschock ist erstmal sehr groß. Die Menschen, egal welcher Volksgruppe sie angehören, sind aber überaus herzlich und gastfreundlich, was es einem unglaublich leicht macht das Land besser kennenzulernen!

Als kleinen Vorgeschmack berichte ich euch heute von meiner Reise zum Rothas Fort, es ist eine uralte Festung die von Sher Shar 1541 errichtet wurde. Trotz seiner kurzen Herrschaftszeit ließ Sher Shar zahlreiche Straßen durch ganz Pakistan bauen.

Rothas Fort

Rohtas Fort – Ankunft in Dina

Am späten Nachmittag komme ich in Dina an. Ich habe Hunger und möchte etwas essen. Ich frage nach Biriyani das ich gestern kennengelernt hatte. Die Menschen sind so freundlich in dieser Stadt, dass sie mich auf ihren Motorrädern zum Kebabstand bringen. Ich bestelle 3 Spiesse. Der Mann der mir gegenüber sitzt hört plötzlich auf zu kauen und starrt mich an. Auch die anderen scheinen mich anzustarren! 10 Minuten geht das so, dann ist jemand mutig genug mich anzusprechen. Eine nette Konversation entsteht und auch andere wollen dazu kommen. Ob ich Hilfe brauche. Ich zeige ihnen eines der 3 hotels in meinem Reiseführer und werde wieder mit dem Motorrad dort hingebracht.

Dort werde ich gefragt ob ich in den nachbarort Jhelum will. Ich versteh erst gar nicht was sie wollen und sag dass ich nach Islamabad will. Der Manager ist zufrieden. Er muss mich an die Polizei melden. Er sagt es wäre nur zu meiner Sicherheit, ich glaube aber auch das es wegen an der großen Militärpräsenz, die ich in Jehlum gesehen habe, liegt. Seitdem die Amerikaner bei der Tötung Osama Bin Ladens die Souveränitätsrechte Pakistans verletzt haben und in Abottabad, einen sehr sensiblen Ort, gelandet sind, ist man vielleicht auf der Hut vor eventuellen Spitzeln.

Ich erkläre dem Manager, dass ich zum Rothas Fort möchte. Er meint ich solle das Hotel nachts nicht verlassen, da das zu gefährlich sei. Schwer vorstellbar bei den netten Menschen die ich zuvor getroffen hab.

Rothas Fort – nächtlicher Besuch

Später am Abend bekomme ich besuch von der Polizei. Der Hoteldiener ist auch dabei. Sie stellen wieder die gleichen Fragen wollen den Pass sehen, als hätte das Hotel die Daten nicht schon übermittelt. Sie denken, wenn sie besonders ernst und ruppig wirken kriegen sie mehr aus mir raus. Etwas verunsichert mich die Art schon, man fühlt sich verdächtigt etwas böses im Schilde zu führen. Aber ich will auch nicht von meinem Plan abrücken das Fort zu besuchen und zu Verbergen habe ich ja eh nichts. Also erkläre ich den Grund meines Besuches.

Langsam scheint der Officer netter zu werden. Was mich dazu gebracht hat nach Pakistan zu reisen. Ich erzähl es ihm und wie schön sein Land ist und wie toll seine Menschen und wende dabei übertriebene Ausdrucksweise im Taroof, das ich letztes Jahr im Iran gelernt habe an! Er möchte mir eine Polizeiescorte zur Verfügung stellen die mich an den Ort bringt und auch Nachts wird ein Polizist vor dem Hotel Wache halten. Falls ich noch etwas brauche soll ich mich an den Hotelmanager bringen. „Ein Wasser bräuchte ich noch“. „Versorgen sie den Mann mit einer Flasche Wasser!“ raunzt er den Hoteldiener an und geben sie ihm morgen auch nochmal zwei Flaschen mit.

Mit beiden Händen schüttle ich dem Offizier die Hand und bedanke mich nochmals überschwänglich für seine großen Mühen. Beide Polizisten lächeln zurück. Als er weg ist, kann ich mir meinerseits ein Lächeln kaum verkneifen. Was ich nach ein paar Tagen in diesem Land jetzt schon erlebt habe.

Nach einer Weile klopft es wieder an die Tür. Was ist jetzt schon wieder denke ich mir! Ich werde in einen Raum neben der Hotelküche geführt. Hoffentlich kein weiteres Verhör und bin überrascht als ich dort den Hotelmanager (Nasser) und seine Kameraden in dem Raum sehe. Sie möchten mich kennenlernen und wir haben viel Spass. Ob ich was Essen möchte! Nein ein Tee würde mir genügen!“ Der Ober bringt ihn mir, Zuckert ihn und rührt für mich auch noch um. Ich fühl mich wie ein britische Landlord. Ich will eigentlich die Gastfreundschaft nicht überbeanspruchen, aber irgendwie gefällt mir das auch ein bisschen. Und ich habe keinen Zweifel, dass ich auch das Essen nicht hätte zahlen müssen.

Wir reden über die jüngsten Ereignisse in Pakistan. Viele Menschen und auch Nasser setzen ihre Hoffnungen in den neu gewählten Präsidenten Imran Kahn. Er wird die Korruption bekämpfen und die alten Strukturen aufbrechen und natürlich den großen Nachbarn China. Wobei diesem mehr Skepsis gegenüber gebracht wird. Natürlich geschieht alles was China in Pakistan baut und bewegt auch aus eigenen Intresse und Nutzen!

Nach einer Weile verabschieden sich die Freunde. Zwei von ihnen begleiten wir noch eine Weile nach draußen. Kurz darauf gehen wir wieder zurück und ich seh den Typen mit der Kalaschnikow in einem weißen Plastikstuhl sitzen. Auch diesmal beschleicht mich das leichte Gefühl, mir zu zeigen dass sie es durchaus ernst meinen, falls ich tatsächlich ein Spion wäre.

Nasser redet mit mir noch eine Weile, dass alles nur für meine Sicherheit wäre. Wie auch immer! Wieder bedanke ich mich überschwänglich, bis er zufrieden ist.

Rothas Fort – nur zur Sicherheit

Am nächsten morgen gibt es Frühstück. Es ist geplant mit einem Tucktuck anzukommen. Alles dauert ewig lang, hinter meinem Rücken in der Ecke sitzt ein Polizist. Es wirkt wie in einem Spionagefilm. Ich möchte gehen. Der zweite Hotelmanager Mochta redet mit ihm. Es wird hin und her telefoniert. Der angebliche Tucktuckfahrer kommt, dann geht er wieder. Schließlich steht ein Polizei-Pick-up vor dem Hotel. Es daurert eine weitere halbe Stunde. Sie winken mich raus, dann soll ich mich doch wieder hinsetzten. Der rüstige Mochta (65) zeigt mir Bilder seiner Bodybuilderkarriere. Am Unabhängigkkeitstag in 2 Tagen hat er seinen großen Auftritt in Jehlum.

Dann werde ich wider rausgewunken. Ein dicker fast kahlköpfiger Polizeioberst frägt Wieder dieselben ruppigen Fragen. Wo ich hin will, Rothas Fort. Was ich da sehen will! Das Fort! Was ich da sehen will! Das Fort! Ok.

Ich steig hinten auf zu meinem ersten Bewacher gesellt sich an der Polizeisation ein weiterer. Alle versuchen ganz ernst zu wirken, ich soll wohl nicht denken, dass ich Freundschaft schließen könnte. Alles fühlt sich wie in einem Film an, aber es ist tatsächlich real!

Rothas Fort

Am Rothas Fort kommt ein weiterer Polizist dazu. Er kennt sich hier aus und erzählt etwas über das Fort, der dicke Polizeioffizier übersetzt für mich. Viele Straßen hat der Erbauer dieses Forts geschaffen. Ob er auch die für Pakistan so wichtige GT Road gebaut hat möchte ich wissen, aber er kann es mir nicht sagen.

Der Soldat der am Fort Wache hält möchte mir viele Plätze zeigen so recht hat der dicke Offizier aber keine Lust auf Sightseeing wir kehren bald wieder um. Wir setzten uns nochmal auf eine Art Feldlager mit einer Plane aufgespannt. Um uns herum stehen die Wachmänner. Einer schenkt mir und dem Offizier Fanta in einen kleinen Plastikbecher ein. Über die Gastfreundschaft der Pakistaner kann man auch bei der Polizei kein schlechtes Wort verlieren. Der Offizier möchte nur nochmal wissen warum ich nach Pakistan gekommen bin, all seine Jungs würden viel lieber das Land verlassen. Er scheint wohl wirklich nicht zu verstehen, was ein Tourist hier zu finden glaubt.

 

Mit all den Soldaten in ihren Uniformen um mich herum fühle ich mich wie unter den verwegenen Revolutionären um Fidel Castro vor ihrem letzten großen Coup, aber auch ein bisschen wie einer ihrer Gefangenen. Danach geht alles ganz schnell! Wir fahren zurück. Ich hohle noch mein Gepäck und man setzt mich in den nächsten Bus nach Islamabad. Ich soll wohl so bald wie möglich Diana verlassen und Bescheid sagen, wenn ich in Islamabad angekommen bin. Rothas Fort

Tatsächlich musste ich  keinen Eintritt für das Fort zahlen. Auch Führung und Hin-bzw. Rückfahrt waren völlig umsonst.

Busse nach Dina fahren ab Lahore vom Mainbusstand nördlich der Badaschi Moschee (ca. 3-4 Stunden)

Dina ist der beste Ausgangspunkt zum Fort. Jehlum ist ein No-Go-Area für Touristen.

Rothas Fort

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