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Sar-Agha-Seyed – ein Abenteuer im Zagrosgebirge

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Es ist nachts auf der Si o-se Pol Brücke in Esfahan treffen wir auf einen iranischen Fotografen. Er zeigt uns seine Fotos, die er während seiner Reise durch sein Heimatland bereits gemacht hat. Sie sind wunderschön und faszinierend zugleich! Er erzählt uns von Sar-Agha-Seyed einem verborgenen Ort in den Bergen des Zagros! Das Dorf ist 6 Monate im Jahr von der Außenwelt abgeschnitten, dann ist nämlich die Straße die nach Sar-Agha-Seyed führt unpassierbar! Als er dort vor einigen Wochen zur Fahrt hinauf aufbrechen wollte, musste er leider wieder umkehren, der viele Schnee versperrte immer noch die Straße. Jetzt müsste sie aber schon wieder frei sein!


 

Auf nach Sar-Agha-Seyed: Hitchhikking von Esfahan nach Chelgerd

Zu zweit fassen einen verwegen Plan. Warum der Bequemlichkeit in Esfahans nicht entfliehen und ein echtes Abenteuer erleben. Ein Dorf entdecken von dessen Existenz wir vor 5 Minuten noch gar nichts gewusst hatten. Auf gehts!

Doch die Esfahani´s wollen uns nicht so leicht ziehen lassen, wie wir am nächsten Tag feststellen müssen. Wir dachten es wäre eine clevere Idee per Anhalter weiterzureisen. Doch der dickliche, kauzige Kerl der mit seiner Klapperkiste für uns anhält, denkt gar nicht daran uns an das vereinbarte Ziel zu bringen. Stattdessen zeigt er uns erstmal seine Felder und seinen Esel auf den er sehr stolz zu sein scheint. Schon ist es Mittag! Wir müssen doch sicher Hunger haben. Ohne uns erst zu fragen fährt zu sich nach Hause, wo wir eine kompette Mahlzeit bekommen.

Schließlich geht die Fahrt endlich weiter. Unser Fahrer ist sehr bemüht uns alles auf der Fahrtstrecke zu zeigen, was es zu sehen gibt, damit uns auch wirklich nichts entgeht. Das ist zwar sehr nett, aber wir wollen doch irgendwann heute noch in Chelgerd, dem Dorf unterhalb Sar-Agha-Seyed´s ankommen und unser Fahrer muss ja auch noch den ganzen Weg zurück bevor es dunkel wird!

Wir beschließen uns zu verabschieden und halten ein anderes Auto an. So erreichen wir dann spätabends schließlich doch noch Chelgerd.

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Der Skiort Chelgerd

Auf nach Sar-Agha-Seyed: Die lange Suchen nach dem Bus

Das Hotel in dem wir einchecken ist völlig leer. Das Personal bestehend aus dem Rezeptionist und 2 weiteren Angestellten, scheint sich völlig zu langweilen. Chelgerd ist ein bekannter Skiort im Iran und Mitte Mai herrscht tote Hose.

Ich möchte herausfinden, wann am nächsten Morgen der Bus nach Sar-Agha-Seyed startet. Doch die beiden Angestellten denken gar nicht daran auf meine Frage einzugehen. Lieber möchten sie über Fußball reden. Wen ich zurzeit für den besseren Spieler halte. Messi oder Ronaldo?

Nach einer Weile hake ich nochmals nach, aber eine Uhrzeit wollen sie mir nicht verraten. In letzer Zeit habe es viel geregnet vielleicht fährt der Bus, vielleicht auch nicht! „SUV! SUV!“, wiederholen sie immer wieder, ohne mir einen Fahrer zu nennen. Ich merke bald, dass aus den beiden wohl nicht mehr viel Nützliches herauszuholen ist und verabschiede mich.

Der nächste morgen. Da wir nicht wussten wann jetzt nun der Bus fahren sollte, beschlossen wir früh bei Sonnenaufgang aufzustehen um den Bus nicht zu verpassen. Doch die Sonne zeigt sich heute gar nicht! Die beiden aus dem Hotel hatten nich zu viel versprochen, die ganze Nacht über hatte es wie aus Eimern geregnet und nun ist das Wetter kaum besser.

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Am nächsten morgen fing es immer wieder an heftig zu regnen

Wir wissen auch nicht einmal wo der Bus fährt, die Beschilderung einer Bushaltestelle scheint den Iranern in dieser Gegend noch gänzlich unbekannt. Also beschließen wir wieder die Leute zu befragen. „Heute fährt kein Bus!“ meint ein älterer Ladenbesitzer. Auch sein Nachbar schüttelt mit dem Kopf. Ein Busfahrer bestätigt was die beiden zuvor schon gesagt hatten.

Enttäusch setzten wir uns auf die Ladentreppe. Der Besitzer macht uns Tee. Soll die ganze anstrengende Fahrt bis hierher etwa umsonst gewesen sein? „Manchmal ist  es eben so!“, meint meine Begleiterin. Die Karten stehen denkbar schlecht! In solchen Situation meldet sich immer mein Sturkopf zu Wort! Auch wenn ich 3 mal schon dieselbe Antwort gehört habe, will ich´s trotzdem nicht glauben! Ich halte alle vorbeifahrenden Busse an! Ein 4, und 5 Mal ernte ich nur ein Kopfschütteln, doch ich bin bereit solange weiterzufragen bis ich die gewünschte Antwort erhalte! Was sich wohl meine Begleiterin gerade denkt?

Ein weiterer Bus! Endlich kein Nein! Der Fahrer deutet auf einen Haus weiter vorne! Gibt es doch noch eine Chance!? Nie im Leben wäre ich darauf gekommen das sich in diesem unscheinbaren Kabuff der Fahrkartenschalter befindet!

Wieder frage ich nach dem Bus! Alle reden auf mich ein: „Kein Bus! Kein Bus!“ Ein älterer Mann hebt die arme und beruhigt die von mir aufgescheuchte Menge. Er scheint sich auszukennen! Ich weiß zwar nicht, was „Do“ heißt, aber Finger zählen kann ich noch. Er zeigt mir eine zwei. Ein Bus fährt also um zwei Uhr Nachmittags! Ich laufe ich zurück und berichte meiner Begleiterin! Überglücklich trinken wir unseren Tee zuende und kaufen noch etwas  Proviant bei dem freundlichen Ladenbesitzer und auch der Regen hat nun endlich nachgelassen.

 

Endlich in Sar-Agha-Seyed: zu Gast bei Ali

Die Fahrt durch die schneebedeckten Berge ist wunderschön. Immer wieder kreuzen riesige Schafherden unseren Weg. Wir kommen mit dem Iranern im Bus ins Gespräch! Sie sind Bewohner Sar-Agha-Seyeds und sind sehr interessiert an unserer Reise. Der Bus hält an, sie wollen uns unbedingt Schee zeigen.  Sie brechen etwas von der Schneewand ab und reichen es uns. „Man kann es essen!“, meinen sie und demonstirieren es mir eifrig. Natürlich können sie nicht wissen, dass es in Deutschland auch schneit und irgenwie fühle ich mich wieder an meine Kindheit zurückerinnert, als ich noch neugierig war, wie Schnee wohl schmecken würde. Was soll´s, beherzt beiße ich in meinen Schneeball, schmeckt immer noch wie damals!

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Die Iraner halten an um uns Schnee zu zeigen

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Schafherden kreuzen immer wieder unseren Weg

Einer der Männer, namens Ali, lädt uns zu sich nach Hause ein. Als wir im Dorf ankommen, schauen die Bewohner neugierig von den Dächern herunter. Wir winken ihnen zu und sie lächeln zurück, so ist das Eis bald gebrochen. Ein Mädchen, leider mit einer Behinderung, ist ganz fasziniert von meiner Brille. Als ich sie ihr reiche möchte sie diese gar nicht mehr hergeben. Eine andere Frau bäckt Brot auf einem heißem Stein.

Unser Gastgeber stellt uns seine Frau und seine 7 Kinder vor, sie hausen in sehr einfachen Verhältnissen. Ein Koch- und ein Schlafbreich, gleich vor der Tür laufen Ali´s Hühner umher! Immerhin an das Stromnetz wurde Sar-Agha-Seyed in den späten 90ern angeschlossen. Er schlachtet extra ein Hühnchen für uns! Nach dem Essen führt er uns durch das Dorf. Interessanterweise bilden das Die Dächer der unteren Häuser gleichzeitig die Terassen für die darüberliegenden.

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Die Dächer der unteren Häusern dienen gleichzeitig als Terassen für die darüberliegenden

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Ali zeigt uns stolz den Platz an dem der oberste religiöse Füher Ayathollah Chameini selbst mit einem Hubschrauber einst gelandet ist um das Dorf zu besuchen und den Bau des Stromnetzanschlusses zu verkünden. Damit hat er bei den Bewohnern bleibenden Eindruck hinterlassen. Ali wird auch dieses Jahr wieder den konservativen Flügel wählen. Für die Menschen hier oben sind eben  für uns ganz banale Dinge, wie Strom, Mobilität oder eine gute Gesundheitsversorgung immens wichtig, die  große Politik kümmert sie weniger und Amerika ist für sie weit weg!

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oben & unten: Ausblick vom Platz auf dem der Hubschrauber angeblich landete

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Wir verbringen den Abend bei Ali zuhause. Er bringt mir meinen Namen auf Persisch bei. In meinem Pass steht er in etwas anderen Schriftzeichen. Es gibt wohl mehr als eine Variante meinen Namen zu schreiben. Am nächsten Tag verabschieden wir uns und fahren mit dem Bus zurück. Später bemerken wir ein Jucken auf der Haut. Lauter Stiche! Wir erkennen, dass sich in den einfachen Verhältnissen in der Nähe der Tiere, wohl auch Bettwanzen eingenistet hatten!

Trotzdem bereuen wir nichts. Die Wanzen sind wir bald los geworden und der Trip war ein echtes Erlebnis an das wir uns noch lange erinnern werden. Danke Ali und danke an all die anderen Menschen, die wir unterwegs trafen und die uns halfen diesesen unglaublichen schönen Ort entdecken zu dürfen!

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Die Berge des Zagros auf der Rückfahrt nach Chelgerd

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