Zurzeit sind wieder die Römer in Enns, nahe Linz, zurück! In der großen oberösterreichischen Landesausstellung „Die Rückkehr der Legion“! Sie beschäftigt mit dem Donaulimes und der Legion Italica II, die hier im spätrömischen Reich stationiert war. „Zukünftig möchte man ein Teil des UNESCO-Weltkulturerbes „Grenzen des römischen Reiches“ werden, zu dem bisher der Hadrianswall in England, sowie der Limes in Deutschland gehört. Grund genug für mich vorab für euch nachzuschauen, was sich alles am sogenannten „Nassen Limes“ tut!
Landesausstellung
Zentraler Austellungsort ist Enns. Unter den alten Römern war sie unter den Namen Lauriacum bekannt und Sitz der Provinz Noricum. Für das Museum „Lauriacum“ im ehemaligen Rathaus auf dem Hauptplatz der Stadt wurde ein neues Ausstellungskonzept erabeitet. Das Thema zu Beginn der Austellung ist die „Römische Legion“ . Typische Waffen, wie Geschützbolzen, Pilum und Gladius werden vorgestellt, sowie deren Veränderung im Laufe der Zeit. Außerdem berichtet ein Römischer Soldat über Kopfhörer vom Alltagsleben eines Soldaten.
Im nächsten Abschnitt wird etwas genauer auf die einst hier stationierte Legion „Italica II“ eingegangen. Viele Informationen, wie Name, Rang, Aussehen des Legionärs kann man auch an Grabsteinen oder anderen Steindenkmälern ablesen. Die Legion wurde 165 n. Chr. von Kaiser Marcus Aurelius zum Kampf gegen die Markomannen in Oberitalien aufgestellt. Später erhielt sie den Beinamen Fidelis „treu
Im nächsten Raum werden verschiedene Handwerkerberufe innerhalb der Legion wie Schmid, Mauer oder Ziegelbrenner, ausgestellt. Kurios dabei sind viele verschieden Tierfußabdrücke, die sich in den Ziegeln beim Trocknen, unfreiwillig verewigten. Darauf folgen Fundstücke aus den Gräberfeld von Lauriacum. Verschiedene Knochenfunde geben Aufschluss über Krankheiten, Gebrechen und Ernährungsweise der damaligen Menschen. Auch die Bestattungsart änderte sich von der Verbrennung des Toten zu Körpergräbern. Grund dafür war der Zunehmende Einfluss des Christentums.
Im 2. Stock warten einzigartige Fresken und Mosaike. Ein besonders gut erhaltenes Fresko wurde in einer einst römischen Villa auf den Plochenberggründen gefunden. Es zeigt mythologische Szenen und 4 Köpfe mit den jeweiligen Jahreszeiten in allen Ecken. Die Plochenberggründe nahmen eine herausragende Stellung ein, da sich hier eine der Hauptverkehrsachsen des römischen Wahrenverkehrs befand, enstand hier nicht nur ein frühes Gräberfeld, sondern auch ab den 2. Jahrhundert n. Chr. eine Siedlung.
Ein kurzer Film gibt einen schönen Überblick, wie man sich das Leben eines eines Händlers an der Donau, stets auf der Hut vor den Germanen auf der anderen Flussseite, abgespielt haben könnte.
2000 – 2001 fand man im sogenannten „Haus der Medusa“ meherer beeindruckende Bildnise eines Medusenhauptes, das Unheil abwenden sollte. Das Gebäude könnte einen römischen Offizier gehört haben.
Der Niedergang Lauriacums beginnt schleichend. Ab Mitte des 3. Jahrhunderts sind vermehrt Zestörungsspuren nachweisbar. Vermutlich von kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Germanen, die Zivilbevölkerung zieht sich in das sicherere Legionslager zurück. Ein berühmter Sohn der Stadt ist der heilige Floiran der hier den Märtyertod starb.
Im 3. Stock widmet sich die Ausstellung ganz dem alltäglichen Leben eines römischen Bürgers. Verschieden Gegestände wie Schlüssel, Essgeschirr (u.a. Terra Sigilata) und Knochen verschiedener Tiere, die auf den Speiseplan standen, werden ausgestellt. Darunter auch ein paar Gegenstände deren genaue Verwendung unbekannt ist. Vielleicht habt ihr ja eine Idee 😀
Während der ganzen Ausstellung gibt es auch immer wieder Mitmachaktionen, wie das Ausprobieren der Kräfteverhältnisse beim Flaschenzug oder einem Spiel bei dem du Raten kannst, welche Gemüse- und Obstsorten den Römern bereits bekannt waren.
Interaktives Spiel: Weißt du welche Gemüse- und Obstsorten die Römer kannten?
Stadtturm
Direkt vor dem Museum befindet sich der 59 m hohe Stadtturm aus dem Jahre 1564. Für 2 € kannst du die 157 Stufen in Angriff nehmen und eine wunderbare Aussicht über Enns genießen. Man sieht u.a. das Schloss Ennsegg (Führungen nach Voranmeldung möglich), die Pfarrkirche St. Marien und die Basilika St. Laurenz. Als Kuriosum sei noch zu erwähnen, dass der Minuten- mit den Stundenzeiger der Turmuhr vertauscht wurden.
Basilika St. Laurenz
Im Eintrittpreis des Museum ist für die Dauer der Ausstellung gleichzeitig eine Führung durch die eben zuvor genannte Basilika St. Laurenz enthalten. Sie findet jeweils um 11:00 Uhr und 16:00 Uhr statt. Ihre Mauern befinden sich auf den Fundamenten eines sehr wohlhabenden Hauses und man vermutet, dass hier der Stadthalter selbst gewohnt haben könnte. Eine erste Kirche wurde im 4./5. Jahrhundert errichtet. Die heutige Kirche stammt aus dem 13./14. Jahrhundert zur Zeit der Gotik. Von gleich zwei Heiligen die in Enns gewirkt haben zeugen die beiden von Peter Dimmel gestalteten Portale der Kirche. Das eine zeigt die Geschichte des Heiligen Florians von Lorch, dem Schutzpatron der Feuerwehr.
Zur Zeit des Heiligen Florians wurden die Christen in Enns verfolgt. So wurden 40 Christen ergriffen und in den Kerker gesperrt. Als Heilige Florian ihnen zu Hilfe eilen wollte und sich selbst zum Christentum bekannte, musste er den Märtyrertod sterben. Man legte ihm einen schweren Stein um den Hals und stürzte ihn von einer Brücke in die Enns.
Das Tor hinter der Kirchenorgel zeigt den heiligen Severin. Von den Römern drohte den Christen nun keine Gefahr mehr, wohl aber von den Germanen. Er oraganisierte der Evakuierung der Stadt angesichts der ständigen Überfälle. Dabei soll er zahlreiche wunder gewirkt haben, wie die wundersame Ölvermehrung, die auch auf dem Kirchenprotal abgebildet ist. Erst als ein Mann seine Verwunderung über den nicht enden wollenden Ölfluss geäußert hatte, soll die Quelle plötzlich versiegt sein.
Unter dem ehemaligen Kirchenrektor Eberhardt Marckhgott fanden in den 1960er-Jahren umfassende Ausgrabungen statt. Dabei kamen Teile der ehemaligen Kirche, die Fundamente der römischen Villa mit einem beeindruckenden Hypokaustum (einer römischen Fußbodenheizung) sowie die in den Jahren 1900 und 1944 wiedergefundenen Gebeine der Lorcher MärtyrerInnen zum Vorschein. Die Reliquien wurden in einem römischen Steintrog im neuen Hauptaltar beigesetzt und stellen seither gleichsam das Zentrum der Basilika dar.

oben: Außenmauer der römischen Villa unter St. Laurenz / unten: Ofen einer römischen Fußbodenheizung
Erst seit wenigen Monaten befindet sich vor dem Floriansportal das „Zeitfenster“. Vom Bildhauer Arnold Reinthaler geschaffen, stellt es einen Himmelsauschnitt dar, der die wichtigen Ereignisse der Basilika, darunter der Märtyertod des heiligen Florians, oder der Aufenthalt St. Severins, als gr0ße Sonnen (Kugeln) auf einem Zeitstrahl darstellt. Sie werden von Monden umkreist (kleinere Kugeln), die kleinere, aber nicht weniger beudeutungsvolle Ereignisse symbolisiert. Zusätzlich zeigen dünne Messingstäbe zwischen den Fugen der Granitplatten wichtige, kirchenhistorische Ereignisse der jeweiligen Epoche.
Das Kunstwerk soll ausdrücklich begangen und die Kugeln dürfen berüht werden. Ein Schritt spiegelt dabei das Leben eines Menschen wieder. Von Beginn der Geschichte des christlichen Enns bis zur Gegenwart sind es nur 16 m. Würde man diesen Maßstab zugrundelegen um bis an den Anfang der Menschheitsgeschichte zu gehen, müsste man 2,4 km bis in den Nachbarort Mauthausen laufen und zur Geburtsstunde der Dinosaurier sogar bis nach Moskau! So wird Geschichte für jeden erlebar!
Weitere Orte an denen man den Römern in Oberösterreich nachspüren kann sind das neu überdachte Römerbad in Schlögen und der 2017 ausgegrabe Römerburgus Oberanna, der ab den 30. Juni 2018 zugänglich sein wird.
Fazit: Die Ausstellung im Museum war sehr informativ, interessant aufbereitet und interaktiv! Die Ausstellung legt großen Wert auf die Region und du erfährst viel über das Leben der Römer in Enns. Eine Führung in der Basilika St. lässt ein zusätzlich in die römische Welt eintauchen!
Während der ganzen Austellung finden verschiedene Veranstaltungen statt. Unter anderern ein historisches Festival vom 3. bis 5. August 2018.
Anfahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln:Mit der S1 nach „Garsten“ sind es vom Hauptbahnhof nach Enns 4 Stationen. Von dort ist es ein 20 minütiger Fußmarsch zum Hauptplatz.
Öffnungszeiten des Museums „Lauraricum“: Täglich 9:00 Uhr – 18:00 Uhr
Eintrittspreise: Erwachsene 8 € / Ermäßigt 6 €