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Der Fürst von Glauberg und der Wetteraulimes

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Trais-Horloffer-See

Von der Arnsburg führt der Limeswanderweg am Wetteraulimes über Felder bis zum Etappenziel Hungen. Dort gibt es mehrere Übernachtungsmöglichkeiten.

Der Weg führte mich am nächsten Tag weiter zum Trais-Horloffer-See. Gleich hinter dem Bahnhof befand sich ein kleiner See mit versunkenen Baumstämmen, an dem ich früh morgens wunderbar die Vögel beobachten konnte. Von Hungen nach Altenstadt gibt es jedoch leider keine sichtbaren Überreste des Limes.

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Vogelbeobachtung in der Nähe des Trais-Horloffer-See´s

Altenstadt Hotel Mönchshof

Auf dem Limes übernachten? Das kann man im Hotel Mönchshof. Der Limes verläuft direkt durch die Grundstücksgrenze.

Altenstadt ist auch ein guter Ausgangspunkt für einen Ausflug zum Glauberg. Mit der Bahn dauert die Fahrt zur Haltestelle Glauburg – Glauberg nur 8 Minuten. Auf den Glauberg führt ein sehr schöner Weg durch Streuobstwiesen.

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Im Hotel Altenstädter Mönchhof kann man direkt auf dem alten römischen Limes schlafen

Glauberg

Der Glauberg ist ein ausläufer des Vogelsbergs. Durch seine Plateauform war er seit jeher ein strategisch günstiger Ort für Siedelungen und Befestigungsanlagen. Schon in der Jungsteinzeit um ca. 5000 v. Chr. befand sich dort Menschen. Im 5. und 6. Jahrhundert bafand sich eine große Keltensiedlung und ab dem 7. Jahrhundert n. Chr. die Burg Glauberg.

Keltenwelt am Glauberg

Bekannt wurde der Glauberg der Welt durch einen spektakulären Grabhügelfund eines unbekannten keltischen Fürsten. Entdeckt wurde der Grabhügel von Heimatforschern, die aus der Luft eine ringförmige Verfärbung des Getreides erkannten.

Ab 1994 fanden Ausgrabungen statt. Die Untersuchungen ergaben, dass der ursprüngliche Hügel einen Durchmesser von 50 m und eine Höhe von 6 m hatte. Außerdem wurde er umgeben von einen 10 m breiten und 4 m tiefen Graben umgeben. Rätselhaft bleibt die Errichtung großer Holzpfosten im Boden, astronomische Beobachtungen konnte man mit ihnen wohl nicht durchführen. Eine Rekonstruktion der Anlage befindet sich heute vor dem Museum, allerdings lässt sich nicht hundertprozentig sagen, wie diese ausgesehen haben mag, die Holzpfosten in der Erde markieren jediglich die Stellen an denen die Archäologen noch Reste von Holzpfosten in der Erde finden konnten.

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Die Keltenwelt am Glauberg ist in einem futuristischen Gebäude untergebracht

Die Ausgrabungen

Die Archäologen staunten nicht schlecht als sie eine 1,86 m große Statue aus Sandstein mit einer sehr auffälligen Kopfbedeckung in der Nähe von Grabhügel 1 zutage förderten. Es musste sich also zweifellos um eine bedeutende Persönlichkeit gehandelt haben. Ob sie den Fürst von Glauberg selbst, einen Priester oder eine andere wichtige Persönlichkeit der Keltensiedlung lässt sich leider nicht mehr herausfinden. Fest steht jedoch, das dieser Fund durch ihre detaillierte Darstellung einzigartig in der keltischen Welt ist, auch wenn der Gesichtsausdruck des Dargestellten sehr unfreundlich wirkt.

Weiterhin fand man im Grabhügel 1 das Skelett eines 30-jährigen Mannes, der mit seiner Kriegerausrüstung bestehend aus einen Langschwert, einer Lanze und einen bemalten Holzbogen und einem Köcher mit Pfeilen bestattet wurde.

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Auch das Museumskonzept ist sehr modern

wertvolle Grabbeigaben

Goldschmuck wie Fibeln, Ohr-, und Arm- und insbesondere einen kunstvoll gefertigten Halsring konnten sich nur wenige leisten, es muss sich zweifellos um eine bedeutende Persönlichkeit am Glauberg gehandelt haben. Eine Kunstvolle Schnabelkanne war mit Honigmet gefüllt, wie eine Analyse der Blütenpollen bewies. Diente sie dazu den verstorbenen im Jenseits zu versorgen oder mit den Vorfahren dort anzustoßen?

Im Gegensatz zu Grab 1 wurde der Tote in Grab 2 verbrannt. Neben Eisenschwert, Lanzenspitzen, Bronzefibel, Gürtelschnalle und Reste von Schuhen fand man auch eine eiserne Röhrenkanne, die wiederum Met enthielt. Die Kanne fasste ganze 9 Liter. Auf dem Deckel sitzt ein mystisches Mischwesen mit dem Körper eines Löwen und den Kopf eines Pferdes.

Die sehr kunstvoll ausgearbeitete Bronzefibel zeigt einen Männerkopf mit Bart gegenüber befindet sich der Kopf eines eigentümlichen Fabelwesens. Was dieses Wohl zu bedeuten hatte?

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Die Grabbeigaben waren sehr kostbar


Burg Glauberg

Auf dem Glauberg gibt es auch die mittelalterlichen Überreste der Burg Glauberg zu entdecken, sie befinden über der einstigen Keltensiedlung.

Gehts du hinter dem Museum zum Glaubergplateau hinauf triffst du zunächst auf einen alten Steinbruch, auf dem das Basaltgestein aus dem der gesamte Glauberg besteht, abgebaut wurde. Spätestens um 500 v. Chr. wurde die keltische Siedlung von einer Mauer umgeben. Sie bestand aus einen Rahmen aus Holzbalken in den man Steine und Erde füllte. Danach schichtete man weitere Steine an der Außenseit übereinander. Leider verotten diese Holzkonstruktionen sehr schnell, ihre Überreste sind aber heute noch in Form von sehr mächtigen Wällen sichtbar.

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Die Wälle der keltischen Befestigung sind heute immer noch sichtbar

Der Glauberg, ein wichtiger Handelsplatz

Der Glauberg war zu dieser Zeit bereits ein sehr dicht besiedelter und ein wichtiger keltischer Handelsplatz. Aus dem südlichen Mittelmeer kamen Keramiken, Bronzegefäße und Wein vom Norden brachten Händler wertvollen Bernstein von der Ostseeküste. Auch Gold und Bronze verarbeiteten die Kelten verabeitet.

Die Gebäude, die du heute noch sehen kannst stammen aus dem 10. Jahrhundert und das Torhaus könnte sogar im 9. Jahrhundert schon existiert haben um die Eingangspforte zum Glauberg zu sichern, die Auswertung der Funde muss dies aber noch bestätigen. Erstmals erwähnt wurde die Glauburg in einer Urkunde von 1247.

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Die heute sichtbaren Ruinen stammen vermutlich aus dem 10. Jahrhundert

Die Glauburg

Vermutlich wurde sie 1241 ausgebaut als sich einige mächtige Fürsten des Reiches unter der Führung des Erzbischofs von Mainz gegen den exkommunizierten Kaiser Friedrich II. und seinen Sohn Konrad aus dem Geschlecht der Staufer erhoben. Auch in der Wetterau, dem eigentlichen Kernland der Stauferdynastie, wechselten zuvor kaisertreue Burgen, wie Bündingen und Ortenberg die Seiten, sodass nunmehr die Glauburg als Bollwerk gegen die Abtrünnigen immer wichtiger wurde.

Doch all die Mühen waren schließlich vergebens. Als eine der letzten staufertreuen Burgen fiel die Glauburg 1256 in die Hände des Feindes. Sinnbildlich für diese unglaubliche Treue der Glauberger steht auch eine alte Sage aus dieser Zeit, der „Glauberger Weibertreu“. Die Eroberer gewährten den Frauen in der Glauburg freien Abzug und mitzunehmen „was ihnen am liebsten ist!“ So nahmen die treuen Ehefrauen ihre Männer kurzerhand huckepack und die gesamte Burgmannschaft konnte gerettet werden.

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Vom Glauberg bietet sich eine wunderschöne Aussicht

Zurück am Bahnhof führt der Limeswanderweg südöstlich Richtung Marköbel und führt durch einen kleinen, thematisch gut passenden Künstlerpfad, von dem ich euch im nächsten Artikel berichten werde.

Infos Keltenwelt Glauberg

  • Öffnungszeiten:

März bis Oktober, Dienstag bis Sonntag von 10 – 18 Uhr

November bis Februar, Dienstag bis Sonntag von 10 – 17 Uhr

  • Eintritt: Erwachsene 7 Euro, ermäßigt 5 Euro (Tipp: Kombikarte für 9 Euro ermöglicht den Eintritt in die Keltenwelt und in die nahegelegene Saalburg)
  • Verpflegung: Bistro im Erdgeschoss der Keltenwelt
  • Anfahrt mit den Öffentlichen: vom Frankfurter Hauptbahnhof mit der Niddertalbahn. Haltestelle Glauburg-Glauberg. Von dort führt ein 45-minütiger, ausgeschilderter Weg über Streuobstwiesen am Glauberg zur Keltenwelt.
  • Website: www.keltenwelt-glauberg.de
  • die Glauburg ist frei zugänglich

Quellen:

Informationstafeln auf dem Glauberg und im Keltenmuseum (www.keltenwelt-glauberg.de)

https://lfd.hessen.de/sites/lfd.hessen.de/files/Mat_29_Leseprobe_0.pdf

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