Wir befinden uns ungefähr im Jahre 550 v. Chr. also lange bevor die Römer einen Fuß in die keltischen Gebiete setzten. In mühsamer Schwerstarbeit erschaffen die Kelten hier ihrem verstorbenen Fürsten ein Grabmal. Sie heben eine Grube aus und errichten darin einen 4,70 m × 4,70 m große Grabkammer aus Eichenstämmen. Um das Grab vor Räubern zu schützen beschweren sie diese mit großen Steinen, umgeben sie mit einer zweiten Kammer und legen abermals weitere Steinbrocken darum! Insgesamt sage und schreibe 50 Tonnen! Doch das ist noch nicht genug, damit man das Grabmal des bedeutenden Fürsten schon von weitem sehen konnte, schütteten die Arbeiter einen 6 m hohen und Hügel mit 60 m Durchmesser auf! Nach Einschätzung der Forscher musste dies je nach Anzahl der beteiligten Menschen 2 – 3 Jahre gedauert haben!
Die Ausgrabungen
Mit der Zeit verschwand jedoch die Erinnerung an den einst bedeutungsvollen Mann und über die Kelten. Jahrtausende lang wurde hier immer intensive Landwirtschaft betrieben und der Hügel mehr und mehr abgetragen bis er kaum noch sichtbar war. Erst in den 70er Jahren gab der Ort seine Geheimnisse wieder frei. Eine aufmerksame Historikerin bemerkte die ungewöhnliche Anzahl an Steinbrocken, die man an dieser Stelle immer wieder auspflügte.
Schnell begann man mit den Freilegen der Grabstätte um sie vor der endgültigen Zerstörung zu bewahren und mehr über die Kelten zu erfahren. Neueste Techniken erlaubten es die Stelle genauestens zu untersuchen und zu konservieren. So konnte man den bereits zerbrochenen Prunkwagen bergen, idem man ihn im Ganzen mit der umgebenen Erde in Gips eingoss und dann im Labor Stück für Stück weiter freilegte. Der aus Ulmen- Eschenholz bestehende Wagen wurde bemerkenswerterweise mit insgesamt 1300 bearbeiteten Eisenblechen verkleidet.
Über die Grabbeigaben
Einer Rekonstruktion dieses Wagens und der weiteren Funde kannst du dir im Keltenmuseum in Hochdorf ansehen (die Originale befinden sich im Landesmuseum Württemberg). Weiterhin findest du in Museum, neben den sterblichen Überresten des Fürsten selbst, die Rekonstruktion einer bronzenen Kline auf die der Tote lag. Sie ist 2,75 m lang und wird von acht weiblichen Gussfiguren getragen, deren Herstellung auch sehr anschaulich im Museum verdeutlicht wird. Man fand unter anderem heraus, dass für die Polsterung der Kline neben Rosshaar auch Dachsfell verwendet wurde. Dessen Erhalt nach über 2550 Jahren ist der antibakteriellen Wirkung des Kupfers, die zu ca. 9 Teilen in der Bronzelegierung enthalten ist, zu verdanken.
Zu den persönlichen Grabbeigaben des Fürsten zählten Fibeln, Armreife, ein Gürtelblech, Schuhbesätze und einen Dolch. Besonders bemerkenswert ist dabei, dass diese Gegenstände aus Gold waren, was sich in der frühen Hallstattzeit nur sehr wenige Kelten leisten konnten. Die meisten dieser Gegenstände wurden sogar eigens für die Bestattung in Auftrag gegeben. Des Weiteren wurden ganz alltägliche Dinge, wie Birkenrindenhut, Kamm, Nageschneider, Rasiermesser und Angelhaken als wichtig erachtet. Sogar Textilien haben sich erhalten.
Dass die Kelten auch im engen Austausch mit anderen Kulturen der damaligen Zeit standen, bezeugt ein etruskisches Trinkservice und ein riesiger 500 Liter fassenden Bronzekessel aus Griechenland! Letzterer war zu dreiviertel mit Honigmet gefüllt!
Über die Kelten & die Siedlung
Ebenfalls entdeckte man beim Bau des Museums eine frühkeltische Siedlung. Erkenntnisse aus den von 1989 – 1992 gewonnenen Grabungen über die Kelten Siedlung werden ebenfalls vorgestellt. Aufgrund von anderen Fibel- und Gefäßformen konnte man sie in die Frühlatenezeit zurückdatieren. Die Besiedlung bestand also rund 150 – 250 Jahre später.
Im Außenbereich des Museum ist befinden sich mehrere Rekonstruktionen der einstigen Gebäude. Ein großes Wohnhaus, ein einfaches Grubenhaus u.a. für Handwerker, ein Rennofen und ein Getreidespeicher. Sehr schön ist auch der Garten mit verschiedenen Kultur- und Färberpflanzen, so erfährts du, welche Ackerpflanzen die frühen Kelten nutzten.
Für das leibliche Wohl sorgt die gegenüberliegende Bäckerei Katz, welche neben sehr guten Kaffee und einen köstlichen Karamellkuchen auch anders Gebäck anbieten.
Über den Grabhügel
Zum rekonstruierten Grabhügel gelangst du, indem du die Straße runter gehst und rechts der Beschilderung folgst. Auf dem Hügel, der mit einer modernen Steinstele markiert ist, hast du einen schönen Blick auf die umliegende Gegend, die nach wie vor vom Ackerbau geprägt ist.
Es gibt ebenfalls einen 30 km langen Keltenradweg, der das Fürstengrab in Hochdorf mit anderen Hügelgräbern der näheren Umgebung verbindet. Er führt von Hohenasperg nach Ditzingen.
- Anfahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln aus Stuttgart:
- unter der Woche: vom Hauptbahnhof mit der S5 nach Feuerbach – von dort mit der Buslinie 502 Richtung Riet/Dorfplatz nach Hochdorf Rieter Straße und weiter mit der Linie 595 Richtung Hochdorf am Pfaffenwald bis zur Haltestelle Keltendorf von dort aus siehst du auch schon das Museum
- am Wochenende: vom Hauptbahnhof mit der S6 Richtung Weil der Stadt Neuwirtshaus/Porscheplatz – ab der Bushaltestelle Porscheplatz fährt die Linie 503 Richtung Vahingen/Enz zur Haltestelle Keltenmuseum Hochdorf (Dauer ca. 20 Minuten)
- Parkplätze vorhanden
- Öffnungszeiten: Di – Fr. 9:30 – 17:00 Uhr / Sa-So. 10:00 – 17:00 Uhr
- Eintrittspreise: Erwachene 5,00 €, Ermäßigt 2,50 €, Kinder 2,00 €
- Website: http://www.keltenmuseum.de/Startseite/
Quelle: Keltenmuseum Hochdorf/Enz Keltenstr.2 71735 Eberdingen-Hochdorf
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