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Villa Rusticae in Hechingen-Stein – historische Prunkbauten im Zollernalbkreis

Villa Rusticae in Hechingen-Stein

In den folgenden Artikel möchte ich euch mit nach Hechingen nehmen. Du hast noch nie von diesem Ort gehört? Dann wird es höchste Zeit, denn es gab/gibt nahe des beschaulichen Städtchens gleich zwei riesige Prunkbauten im Zollernalbkreis, die von den damals Mächtigen in iherer Zeit errichtet wurden. Von Ersteren, eine antike Villa Rusticae in Hechingen-Stein, sind heutzutage leider nur noch die Grundmauern übrig, jedoch wurde ein Teil nach antiken Vorbild rekonstruiert. Die Zweite steht so fest wie eh und je auf dem Hohenzollern, der dem bedeutenden, deutschen Adelgeschlecht und der Burg ihren Namen verlieh.

In folgenden Artikel soll es um die teilweise rekonstruierte Villa Rusticae im Freilichtmuseum Hechingen-Stein gehen.

Villa Rusticae in Hechingen-Stein

Die Villa Rusticae von Außen

Die Entdeckung der Villa Rusticae in Hechingen-Stein

Die Villa befindet sich in der Gemeinde Stein und ist mit dem Bus leicht alle zwei Stunden zu erreichen. 1973 entdeckte sie der damalige Bürgermeister Gerd Schollian und nach weiteren Sondierungen des Areals begann das Landesdenkmalamt Tübingen 1978 mit den ersten Ausgrabungen. Man konnte die Villa Rusticae in Hechingen-Stein in die Regierungszeit des Kaiser Domitian (81 – 96 n. Chr.) zurückdatieren. Das Besondere an ihr war ihre enorme Größe, sowie ein nebenanliegender Tempelbezirk. Früh entstand auch Wunsch, die Anlage zum Teil als Freilichtmuseum wieder aufzubauen und sie dem Bürger zugänglich zu mache.

Wem mag die Villa Rusticae in Hechingen-Stein wohl einst gehört haben? Einem Reichen Bürger aus dem nahen Rottenburg oder war es gar ein Verwaltungssitz der Region? Es bleiben immer noch viele Fragen zu klären!

Anfahrt und Weg zur Villa Rusticae in Henchingen-Stein

Von der Bushaltestelle „Stein-römische Ausgrabungen“ sind es 15 Minuten Fußweg zum Museum. Du musst durch eine Brücke hindurch und folgst dann immer der Teerstraße bis man zum Eingang gelangt.

Villa Rusticae in Hechingen-Stein

Die Mauern

Die Villa Rusticae in Hechingen-Stein ist von einer 2,40 m hohen Mauer mit je vier Ecktürmen umgeben. Sie diente vielmehr repräsentativen Zwecken und dem Schutz vor wilden Tieren als zur Verteidigung vor feindlichen Alemannen.

Die Bäder

Links neben dem Eingang zum Hauptgebäude liegt eines der vielen Bäder der Villa Rusticae in Hechingen-Stein. Die reste der Grundmauern und der Bodenheizung sind noch gut erkennbar. Selbst die Latrinen wurden rekonstruiert. Für uns heute unverständlich waren die Toiletten bei den Römern nicht abgetrennt, sondern beliebter Treffpunkt für die damaligen Dealmaker um ein neue Geschäftsquellen  zu erschließen. Geld stinkt ja bekanntlich nicht und wahrscheinlich kommt daher auch unser Ausdruck ein „Geschäft erledigen!“ für den Toilettengang.

Villa Rusticae in Hechingen-Stein

rekonstruierte römische Toiletten

Die Villa – Küche und Augrabungsgegenstände

Wieder zurück, gelangst du zum rekonstruierten Teil des Gebäudes. Wie groß die Villa Rusticae in Hechingen-Stein war kannst du dir vorstellen, wenn du dir vor Augen führst das jediglich ein Viertel des Gebäudes wideraufgebaut wurde. Durch einen langen Säulengang (Porticus) kommst du in einen von ursprünglich vier Eckrisaliten.

Darin befindet sich eine beispielhafte Küche aus römischer Zeit, eine sehr anschaulicher Nachbau eines antiken Türschlosses, sowie ein Raum mit Ausgrabungsgegenständen, wie Kessel, Töpfe, Schmuck und Münzen. Im oberen Stockwerk befinden sich ein Wohnraum, dessen Wandbemalung sich an den Ausgrabungsfunden (Schaukasten) orientiert.

Villa Rusticae in Hechingen-Stein

Die antike Fußbodenheizung (Hyphokaust) ist an mehreren Stellen wiederzufinden

Die Villa – spätere Besiedelung und Esszimmer

Als nächstes  gelangst du in eine große Porticushalle. Von dort führt dich ein Durchgang zur Innenhalle. Im ersten Raum werden Steinskulpturen, sowie Funde aus einem späteren Holzbaus, der Alemannnen (Ende 3. Jahrhundert) ausgestellt. Wohl war ihnen der riesige Steinbau nicht ganz geheuer, so wurden dessen Zugänge vermauert und unheilabwehrende Symbole in das Mauerwerk geritzt. Dass auch diese späteren Bewohner sehr reich sein mussten, belegt eine smaragdgrüne Amulettglasperle, die aufgrund ihrer hohen Qualität aus Byzanz stammen musste.

Am Ende des Gangs befindet sich das Triclinium, das Esszimmer. Anders als wir heute aßen die Reichen Römer nicht im sitzten, sondern ruhten auf liegen und ließen sich allerlei ausgefallene Köstlichkeiten schmecken.

Villa Rusticae in Hechingen-Stein

Esszimmer

Die Villa – Keller und Dachgebäude

Weiterhin führen dich Treppenstufen in die Kellerräume. Hingegen gelangst du über eine Holztreppe zu den Dachgebäuden. Viel eher dürften hier die leicht verderblichen Lebensmittel, wie Würste und geräuchertes Fleisch gelagert worden sein, da sie dort vor Nässe, Mäusen und anderen Nagern geschützt aufgehangen werden konnten. Die Räume davor geben einen interessanten Einblick in das Schulwesen der Römer, sowie dem Leben eines Sklaven.

Villa Rusticae in Hechingen-Stein

Dachgebäude

Die Villa – römisches Bauwesen und Präfurnium

In einem weiterem Raum am Ende der Rekonstruktion befinden sich Ausstellungsstücke zum römischen Bauwesen, so fand man einen antiken  Mühlestein, welcher später als Feuerstelle weiterverwendet wurde, sowie noch erhaltene Wasserrohre aus Holz.

Villa Rusticae in Hechingen-Stein

Mühlstein und Wasserrohr

Im hinteren Raum befindet sich das Präfurnium. Hier mussten Sklaven aufpassen, dass das Feuer im Ofen für die Beheizung der Räume nicht ausging. Die erwärmte Luft wurde durch Holzziegel an den Wänden entlanggeleitet und beheizte somit beipielsweise das Bad. Der Boden stand ebenfalls auf Steinsäulen an denen die warme Luft vorbeizirkulierte.

Villa Rusticae in Hechingen-Stein

Präfurnium

Teile dieser Bodenheizung (Hypokaustheizung) kannst du ebenfalls wiederfinden, wenn du das Gebäude verlässt. Vielleicht wirst du dich fragen, warum diese römische Villa Rusticae in Hechingen-Stein im Vergleich zu den vielen Vorbildern aus den Spielfilmen und Asterix-Comics keinen freien Innenhof hatte. Ganz einfach. Es wäre in unseren Breitengraden einfach viel zu kalt gewesen, deshalb schloss man den Innenhof kurzerhand mit einem riesigen Dach, das von Weitem sehr imposant gewirkt haben muss.

Villa Rusticae in Hechingen-Stein

Der Innenhof der römischen Villen war im kalten Germanien überdacht

Weitere Besucherpunkte

Auf dem Hof sticht eine hohe Jupitergedenksäule  ins Auge, dem höchsten Gott der Römer.

Weitere Ausstellungspunkte sind eine rekonstruierte Schmiede und die Grundmauern der Getreidemühle in der sich auch eine Stelle zum Bierbrauen  befand. Bier war eigentlich bei den Römern als Getränk der Babaren verpönt, man bevorzugte es Wein zu trinken. Doch nach und nach mussten sie wohl doch Gefallen an dem Gebräu unserer Vorfahren gefunden haben.

Villa Rusticae in Hechingen-Stein

rekonstruierte Reisekutsche in der Schmiede

Der anliegende Tempelbezirk befindet sich noch im Aufbau. Erste Teile sind schon rekonstruiert.

Auch für das leibliche Wohl ist  am Kassenhäuschen gesorgt, dort befindet sich ein kleiner Kiosk. Außerdem können Kinder in einem gr0ßen Sandkasten spielen.

Weitere Informationen

 

Anfahrt:

Von Stuttgart aus fährt ein Intercityregioexpress (IRE) nach Aulendorf/ Sigmaringen und macht Halt in Hechingen

Vom Bahnhof Hechingen fährt man mit der Linie 305 in ca. 7 Minuten zur Bushaltestelle „Stein-römische Ausgrabungen“ Von dort wandert man nochmals 15 Minuten bis zum Freilichtmuseum. Der frühste Bus fährt ab 9:37 Uhr.

Villa Rusticae in Hechingen-Stein

Hier fährt die Linie 305

Rückfahrt:

ab 12:27 Uhr fährt alle 2 Stunden ein Bus zurück zum Hechinger Hauptbahnhof.

Öffnungszeiten:

Von 31. März – 31. Mai: Dienstag – Sonntag von 10:00 – 17:00 Uhr

Von 01. Juni – 31. August: täglich geöffnet

Von 01. September – 01. November: Dienstag – Sonntag von 10:00 – 17:00 Uhr

im Winter ist das Freilichtmuseum geschlossen.

Eintritt:

Erwachsene 5,50 €, Studenten 4,00 €

Weitere Infos zum Freilichtmuseum Hechingen Stein unter http://www.villa-rustica.de/index.php/de/

Weiter gehts!

Vom Eckturm des Freilichtmuseums kann man schon von weitem die Burg Hohenzollern sehen, sie ist die Verkörperung einer romantischen Ritterburg schlechthin und wurde im 19. Jahrhundert errichtet. In den Sommermonaten fährt die Linie 300 zum Parkplatz der Burg.

Quelle: Infotafeln im Freilichtmuseum Hechingen-Stein und Internetseite des Freilichtmuseums (Texte: Walter-Neidhart-Keuler / http://www.villa-rustica.de/index.php/de/ /11.11.2018)

Noch nicht genug von römischer Baukunst? Unter dem Artikel: „Eintauchen in das römische Mainz“ habe ich eine ganze Wanderung über die römischen Relikte der Stadt erstellt! Viel Spass beim Lesen 🙂

 

 

 

 

 

 

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